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20.08.2025

Versteckte Kosten: Wie Hitzestress Jungtiere vom ersten Tag an gefährdet

Steigende Temperaturen sind längst nicht mehr nur eine saisonale Unannehmlichkeit – sie stellen eine ganzjährige Bedrohung für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Nutztieren dar. Zu den am stärksten gefährdeten Gruppen zählen junge Kälber, insbesondere jene, die noch auf die maternale Immunität und den passiven Immunschutz durch Kolostrum angewiesen sind. Die Kombination aus unzureichender Thermoregulation und beeinträchtigtem Immunkompetenzaufbau macht Hitzestress zu einem stillen, aber bedeutenden Faktor für Krankheitsanfälligkeit, vermindertes Wachstum und langfristige Leistungseinbußen.
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Hitzestress bei Kälbern und Färsen verstehen

Hitzestress entsteht, wenn die innere Wärmebelastung eines Tieres größer ist als seine Fähigkeit, diese Wärme an die Umgebung abzugeben. Bei Milchviehrassen wie Holstein verschärft sich dieses Ungleichgewicht zusätzlich durch die geringe Hautoberfläche, dickes Haarkleid und eine niedrige Schweißdrüsenaktivität.

Bei jungen Tieren sind die Auswirkungen noch gravierender:

  • Kälber unter einem Monat zeigen bereits bei Umgebungstemperaturen über 25 °C erste physiologische Belastungsreaktionen.
  • Sie entwickeln erhöhte Atemfrequenzen, Dehydration, verminderten Milchkonsum und Lethargie.
  • Im Vergleich zu adulten Tieren erzeugen Kälber zwar weniger metabolische Wärme durch die Pansenaktivität, verfügen aber über deutlich weniger effiziente Mechanismen zur Thermoregulation.

Warum Kolostrum bei Hitze noch entscheidender ist

Kolostrum ist weit mehr als die erste Milch – es ist das primäre Immunsystem eines Neonaten. Leider sinken sowohl die Kolostrumqualität als auch die -menge bei Kühen, die während der Trockenstehzeit Hitzestress ausgesetzt waren, deutlich. Studien zeigen:

  • Hitzegestresste Trockensteher produzieren Kolostrum mit niedrigeren IgG-Gehalten.
  • Das Kolostrumvolumen beim ersten Gemelk kann um 30–40 % reduziert sein
Die Absorption der Immunglobuline im Darm des Kalbes ist bei Kälbern von hitzegestressten Kühen ebenfalls vermindert.
Dieser beeinträchtigte passive Immuntransfer ist assoziiert mit:
  • geringerer Lymphozytenaktivität im Blut der Neugeborenen
  • kleinerem Thymusvolumen, was die langfristige Immunfunktion beeinflusst
  • erhöhter Infektionsanfälligkeit in der Neonatalphase und darüber hinaus

In-utero-Hitzestress: Eine Bedrohung über Generationen hinweg

Die Auswirkungen von Hitze beginnen nicht erst mit der Geburt. Kälber, die während der Trächtigkeit – insbesondere im letzten Trimester – Hitzestress ausgesetzt waren, zeigen langfristige Entwicklungsbeeinträchtigungen:

  • reduzierte Plazentafunktion mit eingeschränkter Nährstoff- und Sauerstoffversorgung
  • epigenetische Veränderungen, die Immunreaktionen und zukünftige Milchleistung beeinflussen
  • nachweislich niedrigere Milchleistung bei den Enkelinnen hitzegestresster Kühe – ein eindrückliches Beispiel für generationenübergreifende Effekte

Umwelt- und Fütterungsmanagement: Die erste Verteidigungslinie

Auch wenn sich Hitzeperioden nicht vollständig verhindern lassen, können gezielte Maßnahmen ihre Auswirkungen erheblich mindern:

  • Schatten und belüftete Ruhebereiche für Trockensteher und Kälber
  • erhöhte Kälberhütten oder Kälberiglus zur Verbesserung der Luftzirkulation
  • Einstreumaterialien wie Holzspäne oder Sand anstelle von hitzespeicherndem Stroh
  • Hydrationsmanagement mit Elektrolytgaben an besonders heißen Tagen

Doch das Stallklima ist nur ein Teil der Lösung.
Die Ernährung – insbesondere rund um die Trockenstehzeit und die neonatale Phase – spielt eine entscheidende Rolle für die Widerstandsfähigkeit. Kühe und Kälber benötigen:
  • hochverdauliche Grundfuttermittel
  • energiekontrollierte Rationen mit angepasstem Proteingehalt
  • Ergänzungsfuttermittel, die das Immunsystem und die Darmbarriere unterstützen

Nächster Schritt: Stärkung der Immunität durch naturbasierte Lösungen

Selbst mit optimalem Management gibt es Grenzen. Hier kommen moderne Kolostrumergänzer und pflanzenbasierte funktionelle Zusatzstoffe ins Spiel.
Neue Forschungsarbeiten zeigen, wie wichtig gezielte ernährungsphysiologische Unterstützung für neugeborene Kälber ist – besonders für jene, die in-utero Hitzestress (IUHS) ausgesetzt waren. Diese Kälber weisen häufig auf:

  • eine eingeschränkte Immunglobulinaufnahme
  • erhöhte Darmpermeabilität
  • verstärkte oxidative Belastung
Die Verbesserung des passiven Immuntransfers und die Stabilisierung der Darmintegrität sind entscheidend für Überlebensrate und langfristige Produktivität.
Fortschritte in der Kolostrumbearbeitung ermöglichen heute hochwertige Immunglobulinpräparate – frei von spezifischen Antikörpern wie IBR – mit optimaler Bioverfügbarkeit auch unter erschwerten Absorptionsbedingungen. Parallel zeigen bestimmte phytogene Futterzusatzstoffe die Fähigkeit:
  • Tight Junctions zu stabilisieren
  • entzündliche Signalwege zu modulieren
  • die Leberentgiftung zu unterstützen
Produkte wie Sangrovit® sowie schonend hergestellte Kolostrumpulver (Immune Milk) werden zunehmend als Bausteine integrierter Kälbergesundheitsstrategien untersucht.
 

Fazit: Warum Hitzestress bei Jungtieren sofortige Aufmerksamkeit erfordert

Hitzestress bei Jungtieren ist ein dringliches Thema, das nicht nur die unmittelbare Kälbergesundheit betrifft, sondern auch die langfristige Leistungsfähigkeit und Immunkompetenz. Hohe Umgebungstemperaturen beeinträchtigen die Kolostrumqualität und reduzieren den passiven Immuntransfer beim neugeborenen Kalb. Zudem zeigen Kälber, die pränatal oder postnatal Hitzestress ausgesetzt waren:

  • stärkere physiologische Belastungen
  • geschwächte Immunreaktionen
  • geringeres Wachstum
  • erhöhte Krankheitsanfälligkeit
Mit dem Fortschreiten des Klimawandels und der Zunahme von Hitzeperioden wird das Verständnis dieser Auswirkungen und die Umsetzung präventiver Maßnahmen zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Tierhaltung.
 

About the author

Dr. Oguz Calisici studied veterinary medicine in Germany and Turkey. After completing his doctoral Thesis at the University of Hannover, he continued working at the university in the areas of biotechnology and artificial insemination. After working as a practical vet in Germany, Oguz was the managing director of a large dairy company in Turkey. At Phytobiotics, Oguz has taken over the product management of Immune Milk.

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